Adjustierungen in den Verrechnungspreisen sind am Jahresende keine Seltenheit. Da Verrechnungspreise aber eine Vielzahl von Berührungspunkten zu anderen Themenstellungen im Unternehmen haben, gehen damit auch Herausforderungen und zum Teil Risiken einher.

In dieser Ausgabe unserer Webcast-Reihe „Transfer Pricing Insights“ nahmen wir uns einige Praxisfälle, insbesondere hinsichtlich Herausforderungen im Ausland, zur Hand und präsentierten passende Lösungswege – sowohl aus Verrechnungspreissicht als auch aus Umsatzsteuer- und Zollsicht.

Herausforderungen bei der Abstimmung von Verrechnungspreisen, Umsatzsteuer und Zoll

In der heutigen globalisierten Wirtschaft ist die Koordination von Verrechnungspreisen, Umsatzsteuer und Zoll ein komplexes Unterfangen, das Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Ein kürzlich abgehaltener Webcast mit Janine Müller (Verrechnungspreise), Michaela Neumeier (Umsatzsteuer) und Mario Urso (Zoll) beleuchtete die wesentlichen Aspekte dieser drei Bereiche und deren Wechselwirkungen. Der Fokus lag dabei auf der Darstellung der unterschiedlichen Perspektiven, die bei der internationalen Verrechnung von Waren und Dienstleistungen berücksichtigt werden müssen.

Grundlagen und Unterschiede in den Steuerungsansätzen

Im Bereich der Verrechnungspreise steht die Funktions- und Risikoanalyse im Mittelpunkt, um zu bestimmen, welche Gesellschaften in einer Transaktion als Routineunternehmen oder Entrepreneure agieren. Ziel ist die Gewinnallokation unter Berücksichtigung des Fremdvergleichsgrundsatzes. Die Umsatzsteuer hingegen betrachtet Waren- und Dienstleistungsströme auf Einzeltransaktionsebene, unabhängig davon, in welchem Land die Erlöse erzielt werden. Die Festlegung des Ortes der Lieferung oder sonstigen Leistung basiert auf dem Verbrauch. Der Zoll fokussiert sich auf Warenströme und die Ermittlung des Zollwerts, der in der Regel dem tatsächlich gezahlten oder zu zahlenden Preis entspricht. Unterschiedliche Ziele und Herangehensweisen der Steuer- und Zollverwaltungen führen häufig zu Interessenskonflikten.

Fallbeispiel 1: Umstellung der Supply Chain und ihre Auswirkungen

Ein Beispiel verdeutlicht die Komplexität: Eine Textilgruppe verlagert ihre zentrale Lieferkette, sodass die Trading Limited in China direkt an Vertriebsgesellschaften weltweit verkauft. Für die Verrechnungspreise entsteht ein Problem, da das Headquarter (DGmbH) nicht mehr in die Supply Chain eingebunden ist und somit eine neue Methode zur Abbildung ihrer Wertschöpfung benötigt. Aus Umsatzsteuersicht ändert sich der Warenweg grundlegend. Der Rechnungsfluss wird angepasst, die Trading Limited liefert direkt an die Vertriebsgesellschaften, und die DGmbH ist nicht mehr Teil des Warenflusses. Zollrechtlich ändert sich der Warenweg und die Frage nach dem Importeur und der entsprechenden Bemessungsgrundlage. Zudem stellt die Definition und Behandlung einer „Business Fee“ die Experten vor neue Herausforderungen.

Fallbeispiel 2: Jahresendanpassungen und ihre steuerlichen Konsequenzen

Ein weiteres Beispiel thematisierte ein Unternehmen, das Wein in Europa verkauft und neue Vertriebsgesellschaften in Brasilien und China etabliert. Die geplante Anwendung der transaktionalen Nettomargenmethode führt zu Diskussionen über Jahresendanpassungen und deren umsatzsteuerliche und zollrechtliche Behandlung. Die Frage ist, ob Anpassungen eine Korrektur des Warenpreises darstellen, eine Vergütung für eine andere Leistung oder gar keine umsatzsteuerlich relevanten Ereignisse sind. Aus zollrechtlicher Sicht müssen die Besonderheiten in Brasilien und China berücksichtigt werden, wie z.B. die 30-Tagesfrist für Meldungen in China.

Hier kommen Sie zur Benchmark-Analyse Transfer Pricing.

Lösungswege und Priorisierung im internationalen Kontext

Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, empfiehlt sich eine strukturierte Herangehensweise. Die Verrechnungspreisänderung sollte in Schritten erfolgen und die Auswirkungen auf Umsatzsteuer und Zoll berücksichtigen. Eine Risikobewertung der betroffenen Länder und eine detaillierte Analyse der Vertragsinhalte sind essenziell. Im Zollbereich sollte eine Nutzwertanalyse zur Priorisierung und Identifizierung der Länder mit den größten Risiken durchgeführt werden. Diese Analyse berücksichtigt nicht nur die Höhe der Zollabgaben, sondern auch frühere Zollprüfungen und die strategische Bedeutung der jeweiligen Märkte für das Unternehmen. Eine transparente und gut dokumentierte Herangehensweise ist für eine erfolgreiche Umsetzung der komplexen internationalen Verrechnung notwendig.

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